Live Concert In Stereo: Europa-Tournee '69
Record 1
About This Album
This 2-record set was Ray's first live tour album.
Liner notes
EUROPA-TOURNEE 1969
Durch enge Zusammenarbeit von CBS Schallplatten GmbH, Deutschland, Concertbüro Lippmann + Rau und der technischen Abteilung von Windrose/Dumont/Time wurde der Wunsch Hunderttausender von Conniff-Fans Wirklichkeit: Conniff ging mit 18 Musikern, 16 Chormitgliedern, ferner mit seinem technischen Direktor, Bob Ballard (Hollywood), 4 Beleuchtungsassistenten und 2 Toningenieuren auf die Reise durch Europa.
Als Solisten begleiteten diese Tournee: John Best, Trompeten-Leader der original Glen-Miller Band, Skeets Herfurt, ehemaliger Leader der Saxophon-Formation des original Tommy-Dorsey-Orchesters und Bill Moody (Schlagzeug). Ray Conniff selbst spielte in der Dixieland-Besetzung des Orchesters Posaune (er war früher Posaunist und Arrangeur im Orchester Artie Shaw). Die komplizierte Beschallungsanlage, mit 6 Lautsprechergruppen, wird mittels eines Mischpultes, das sich im Zentrum des Konzertsaals befindet, bedient. Mit ihrer Hilfe wurde der unvergleichliche Conniff-Sound, von Millionen von Langspielplatten bekannt, in den Konzertsaal gezaubert.
LIVE CONCERT IN STEREO
Conniff hat mit seinen Arrangements, die er für sein Studio-Orchester schrieb, sicherlich mehr für die Stereotechnik in der Schallplattenindustrie getan als jeder andere Arrangeur vor ihm. Er hat bereits am 12. Juni 1959 das erste „Concert in Stereo" außerhalb des Tonstudios gegeben; der Erfolg im Santa Monica Auditorium war so groß, daß auch andere berühmte Konzertsäle im Frühjahr 1960 den unnachahmlichen Conniff-Stereo-Sound erlebten. Damit war der Beweis erbracht, daß man auch im Konzertsaal den perfekten Stereo-Eindruck vermitteln kann — wenn die technischen Voraussetzungen geschaffen sind. In den USA war es Fred Hynes, der Conniff nach dessen Angaben eine 30.000-Dollar-Anlage baute. Hynes, einer der Pioniere auf dem Todd-A-O-Sound-Sektor, zauberte mit Verstärkern, Lautsprechern und Hall-Anlagen den von den Schallplatten her bekannten Conniff-Sound in die Konzertsäle.
Die Seele des Conniff-Sounds ist das unvergleichlich raffiniert ausgetüftelte Arrangement, das nicht nur vom Musikalischen, sondern auch vom Technischen her das Höchstmaß an Effekten erreicht. Die dominierenden Elemente auf der Bühne sind 6 Lautsprecher, die über eine Verstärkeranlage mit maximal 600 W Ausgangsleistung „beschickt" werden. Der Technische Direktor sitzt mit seinem Aussteuerungspult mitten im Publikum, um „mit den Ohren des Publikums" mitzuhören. Er bedient von dieser zentralen Position aus das Stereomischpult und steht in direktem Kontakt mit Ray Conniff. Dieser Technische Direktor, Bob Ballard aus Hollywood, ist verantwortlich für das Klangbild. Er ist Techniker und Musiker in einer Person. Nicht weniger als 20 Mikrofone sind im Chor und im Orchester aufgestellt. Diese werden über das im Publikum befindliche Mischpult dergestalt gemischt, daß ein 3-Kanal-Stereo-Sound entsteht.
Im Gegensatz zur Heim-Stereoanlage gewährt man im Conniff-Konzert dem Mittelkanal zwei Lautsprecher. Die Abstrahlung der drei Kanäle entspricht genau der Sitzordnung, dem „Sit-up" der Solisten des Orchesters und Chores auf der Bühne. Der Toningenieur hat aber auch die Balance im Kräfteverhältnis Chor-Orchester zu überwachen. Die Lautsprecher helfen ihm dabei. Außerdem sollen sie den durch Manipulation mit Echo-Hallgeräten erzeugten Verzögerungseffekt übertragen, der der Rhythmus-Gruppe den markanten, unnachahmlichen „Pep" gibt. Dieser technische Aufwand setzt die unnachahmlichen Conniff-Arrangements in akustisch und optisch wahrnehmbare Eindrücke um. Der Konzertbesucher wird in die Faszination einer mitreißenden Show einbezogen, wie sie mit solch einer Perfektion nur in den USA ausgedacht werden kann. Das ist nicht „nur" Musik, wie sie Millionen lieben — diese Show ist ein wohltuendes, auf herrliche Weise süchtig machendes Narkotikum — eine Supershow, die aufzeigt, wie weit doch die Grenzen des Showbusiness gesteckt werden können.
SEIN SOUND
„Das Wesentliche des Ray-Conniff-Sounds beruht auf der Verwendung eines gemischten Chores in der Art von Instrumentalsätzen, gekoppelt mit den Original-Instrumentalsätzen einer Bigband. Als Ausgangspunkt liegt die Aufteilung weibliche Stimmen — Trompetensatz zugrunde, doch sind den Variationsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt, sie machen erst den Reiz aus. So stehen z. B. die Stimmsätze des Chores zeitweilig selbständig neben den Instrumentalsätzen des Orchesters, gibt es Überschneidungen und Kreuzungen, Melodie und Gegenmelodie, operieren Chor und Orchester in Form von Dialogen, vereinen sich die Stimmen des achtstimmigen Chors ausschließlich mit dem Saxofonsatz, übernimmt der Chor die Rolle des Orchesters. Diverse Instrumente wie Harfe, Orgel, Waldhorn, Glockenspiel, Celesta, Clavietta u. a. sorgen für den gebremsten Drive und setzen zusätzliche Tupfer im Gesamtbild, gepaart mit der Instrumentalsolistik. Die Basis zu den immer wieder verblüffenden Orchester-Mixturen gibt die Rhythmusgruppe, deren stark betonte 2-4-Taktmarkierungen inzwischen auch den Begriff vom „Ray-Conniff-Beat" geprägt haben. Ob als „Bounce" im gemäßigten Tempo oder als zügig gespielter „Shuffle" — es ist vor allem die mit leichtem Hall und Verzögerungseffekt versehene Gitarren-Rhythmik, die dem Conniff-Beat seine so markante Note verleiht." Conniff hielt diese Analyse seines Sounds für gut, meinte aber, sie sage zu wenig über die Bedeutung der Technik für seinen Sound aus, z. B. müsse man unbedingt über die fast „dramaturgische" Bedeutung des Raum-Halls sprechen, in seinen verschiedensten Nachhall-Zeiten usw. Eine der überraschendsten Ansichten über den Typ seiner Musiker konnte man hören, als Conniff 1968 europäische Musiker auf ihre „Conniff-Eignung" prüfte. Er hielt sie für hervorragend qualifiziert; mit ihnen zu musizieren sei ein Vergnügen und sie machten ihm den Entschluß, eine Europa-Tournee zu machen, sehr leicht.
Frankfurter Rundschau v. 14.3.69:
„Ray Conniff — Magier der Musik — Dollarmillionär Ray Conniff rief — und alle, alle kamen. Die Höchster Jahrhunderthalle sah... ein Publikum, das begeistert mitging und am Ende Zugabe um Zugabe erzwang. Zum ersten mal in Europa bot Ray eine fast dreistündige Super-Show, deren Exaktheit im Klang, im Zusammenwirken der Stimmen und Instrumente besticht... die Menschen werden in eine Art Ekstase versetz, wenn er als Posaunist, zusammen mit den Altmeistern John Best (Trompete), einem der letzten aus der Original-Glen-Miller-Band, mit Skeets Herfurt (Klarinette), einem Kampfgefährten der Dorsey-Brothers, mit all den anderen Könnern den guten alten Dixieland so feurig anbietet, daß keiner ruhig auf dem Stuhl verharren kann."
Hamburger Morgenpost v. 24.3.69:
„Ray Conniff, einer der berühmtesten Bandleader der Welt, wurde am Wochenende in der Hamburger Musikhalle von seinen Fans stürmisch gefeiert. Vor fast vollem Haus demonstrierte Ray Conniff in deutscher Sprache die komplizierte Technik seines Systems. ... ein Hochgenuß für jeden Musikfreund."
Musikmarkt, München, 4/69:
„... erlebe auch ich im Kongreßsaal des Deutschen Museums die große Überraschung: Perfekte Musik, perfekte Show, perfekte Aussteuerung der Stereo-Effekte und ein bezaubernder Ray Conniff... Kein Wunder, daß auch in München das Publikum rast und Zugabe um Zugabe erbittet."
Die Wochenpresse:
„Perfektion ist Trumpf in dieser 'Show in Sound & Colour', mit der Conniff seine erste Europa-Tournee in Wien startete. Und schon nach wenigen Minuten führt der burschikose Fünfziger... sein Publikum mit einer Folge bestens bekannter Schlagerhits am Gängelband."
Die Presse, Wien, 13.3.69:
„Der letzte Punkt auf dieser Tagesordnung wäre nun das Publikum, das gerade diese so revuehafte amerikanische Musik — ,eine ansprechende, jedermann ins Ohr gehende Melodie...' — liebt, das im Großen Konzerthaussaal zu Wien nach jeder Nummer vor Begeisterung tobte und bei den Zugaben dann in Verzückung mitklatschte..."
Express, Wien, 11.3.69:
„Nicht weniger als 150 Minuten lief die Show über die Bühne, dann mußte Conniff Musiker und Chor gewaltsam von der Szene treiben, denn wer weiß, wie lange es noch noch weitergegangen wäre... ein Mann, der das Showbusines glänzend beherrscht. Dieser Ray Conniff ist keineswegs ein Oldtimer. Er ist ein Evergreen."